Siegmar Tylinski - Schiedsrichter aus Leidenschaft

Ein Bericht von Host Lehr, Halterner Zeitung

Fußball Der Dattelner Siegmar Tylinski pfeift für den SV Lippramsdorf und ist im gesamten Kreis bekannt. In seiner Zeit als Schiri hat er bereits viel erlebt.

Mit nunmehr 70 Jahren ist der Dattelner Siegmar Tylinski, der für den SV Lippramsdorf pfeift, vom Münsterland bis in den Gelsenkirchener Raum längst zu einer Art lebender Schiedsrichterlegende geworden. Für sein unermüdliches Wirken auf dem Platz wurde der gelernte Elektroinstallateur in diesem Jahr in der Stadthalle Datteln für 30 Jahre Schiedsrichtertätigkeit geehrt. Nach 2002, wo er bereits mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet wurde, war das schon die zweite öffentliche Auszeichnung durch den Fußballkreis Recklinghausen. Und nach mittlerweile mehreren tausend geleiteten Spielen sagt er rückblickend: „In all den Jahren habe ich auf dem Platz viele emotionale Szenen erlebt.“ Seine eigene Fußballkarriere begann in der Jugend bei der Spvgg. Erkenschwick, wo er bis in den Seniorenbereich spielte. Aus beruflichen Gründen hörte er jedoch vorzeitig auf, sagt aber: „Ich bin dem Fußball immer verbunden geblieben. Etwas anderes kam für mich nie infrage.“ So startete er 1971 seine zweite Karriere als Schiedsrichter, legte später eine berufsbedingte Pause ein, ehe er wieder durchstartete. an sein allererstes Spiel als Offizieller erinnert er sich noch gut: „Das war bei einem Spiel in Recklinghausen-Hillen. Ich war damals nicht aufgeregt, denn früher war man als Schiri noch eine wirkliche  Respektperson auf dem Feld.“ Während der Spiele herrschte auch an den Seitenlinien noch ein ganz anderer Ton. „Etwa bei Jugend- oder Schülerspielen gab es noch keine Eltern, die draußen Theater machten“, erzählt Siegmar Tylinski. Als 1985 seine Söhne beim TuS Henrichenburg begannen, war für ihn der erneute Griff zur Trillerpfeife eine Selbstverständlichkeit. Im Verlauf der folgenden Jahre hat er oft zwei Spiele am Tag an unterschiedlichen Spielstätten geleitet. So pfiff er häufig beispielsweise am Vormittag ein Jugendspiel in Oer-Erkenschwick und am Nachmittag leitete er eine Partie der Senioren im Raum Gelsenkirchen. Unter der Woche stand er aber auch häufig bei Spielen der Alten Herren oder Freundschaftsspielen auf dem Platz, leitete auch immer wieder verschiedene Turniere. Dabei stand für ihn der Respekt gegenüber dem Schiedsrichteramt immer an  erster Stelle. Nur so fühlte er sich in der Lage, ein Spiel wirklich zu leiten. „Ich war auch nicht zimperlich mit der Roten Karte – wer die brauchte, bekam sie auch.“ schnell entwickelte er ein gewisses Feingefühl für die Vorkommnisse auf dem Platz und so gab er auch schon mal einem Trainer den Rat, einen Spieler lieber vom Feld zu nehmen, ehe er das machen müsse. Bei einem Spiel in Waltrop musste er das einmal bereits nach 40 Sekunden, erinnert er sich. Der 70-Jährige spricht sich selbst aber auch nicht von Fehlern frei: „Ich habe auch schon Entscheidungen zurückgenommen und mit Schiedsrichterball weiterspielen lassen.“ Der erfahrene Schiedsrichter hat auch schon die ein oder andere Partie erlebt, in der die Emotionen zu sehr übergekocht sind, musste auch schon Spiele abbrechen. Die schönen Momente überwiegen aber. Ein besonderes Ritual war für ihn derweil immer die vor dem Spiel stattfindende Passkontrolle, die der Fußballkreis Recklinghausen nun nach längerer Zeit wieder eingeführt hat. „Um in den Passmappen so manchen Spieler zu erkennen, braucht es oft schon viel Fantasie“, sagt er lächelnd. Bei der Spielvorbereitung hat er auch schon so manche kuriose Situation gemeistert. So musste er bei einem Match auf einer normalen Wiese, die vormittags noch von Kühen beweidet wurde, erst mal deren Hinterlassenschaften entfernen lassen. Auch nach dem Anpfiff gab es noch die ein oder anderen Hindernisse zu überwinden: Einmal wurden beispielsweise so viele Bälle weit ins Aus geschossen, dass es zu einer richtigen Spielunterbrechung kam, weil erst neue Bälle geholt werden mussten. Manchmal versagte aber auch schlichtweg nur die Technik, und so musste er nach Absprache ein Pokalspiel am Abend wegen Ausfall der Flutlichtanlage zuerst unterbrechen und dann auf einem Nebenplatz zu Ende spielen lassen. Aber die Jahre hat er auch viele Änderungen miterlebt. Unter anderem am Regelwerk: „Früher war es wirklich etwas einfacher mit einigen Regeln“, gesteht der Schiedsrichter aus Leidenschaft. Die damit einhergehenden Änderungen in Spielweise und Mentalität der Spieler hat er ebenfalls hautnah Woche für Woche auf den Plätzen miterlebt. Im Laufe der Zeit „wurde es immer dynamischer und auch körperbetonter, allerdings waren nicht alle diesen neuen Anforderungen auch wirklich gewachsen“. eben seinen eigenen Einsätzen hat er sich auch gerne im Schulsport engagiert und dort Spiele von Schülermannschaften geleitet. Die Einführung neuer Kollegen lag ihm ebenso am Herzen, und so begleitete er oft  Jungschiedsrichter bei ihren ersten Schritten auf dem Platz. Längst ist Siegmar Tylinski, der überwiegend in den Kreisligen pfeift, die Schiedsrichteraufgabe sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen. „Spätestens nach fünf Minuten weiß ich schon, wie das Spiel läuft, und worauf ich zu achten habe. Wenn dann am Ende aber die Verlierer zu mir kommen, um sich für eine gute Leistung zu bedanken, habe ich das Gefühl, alles richtig zu machen.“ Für ihn ist sein Engagement im Fußball längst zu einem wichtigen Lebensbestandteil geworden und als echter Fußballfan steht er auch heute immer noch hinter seinem Stammverein, der Spvgg. Erkenschwick. Er glaubt fest daran, dass ihn  seine Aktivitäten auf dem Platz auch körperlich fit gehalten haben und will gerne weitermachen, solange es geht.