Seit vielen Jahren bereits ist der Gothia Cup in Schweden, der nächstes Jahr vom 12.7. bis 20.7. stattfindet, fester Bestandteil in deinen Freizeit- und Urlaubsplanungen. Wie bist du eigentlich dazu gekommen den Gothia Cup über viele Jahre zu organisieren? Was macht den Gothia Cup aus?
Christoph: Ich wurde im Jahre 2000 von Berthold Happe aus Borken angesprochen, ob aus meiner Mannschaft, damals Westfalia Reken B-Jugend, nicht auch Spieler habe, die am weltgrößten Jugendfussballturnier teilnehmen wollen. Ab dem Zeitpunkt war ich Feuer und Flamme und wollte auch unbedingt mit. Das war dann im Jahr 2001 so weit, da die Urlaubsplanung für 2000 schon abgeschlossen war. In die Organisation bin ich dann jedes Jahr weiter hineingewachsen. Berthold Happe und ich kümmern uns heute noch um die Hauptorganisation. Dazu kommt das Trainerteam, welches jedes Jahr auch noch Zuwachs bekommt. Wir fahren immer unter der Fahne der SG Borken, da Borken eine Partnerstadt von Mölndal war und Berthold bei einem Städteaustausch 1998 das riesige Turnier kennengelernt hat und für Ihn klar war im Jahr 1999 das erste Mal zum Gothia Cup zu fahren. Durch die langjährige Teilnahme ist der Vereinsname über die Landesgrenzen bekannt und bringt vor Ort einige Vorteile.
Was macht den Gothia Cup aus? Kannst du uns erzählen, warum es gerade für die Kinder und Jugendliche ein einzigartiges Erlebnis ist am Gothia Cup teilzunehmen?
Christoph: Es ist halt das weltgrößte Jugendfußballturnier mit mittlerweile über 1900 Teams in den Altersklassen Girl und Boys 11 bis 18. Die Teams kommen aus den exotischsten Nationen. Meistens sind es zwischen 70 und 80 Nationen, die in den unterschiedlichen Altersklassen am Turnier teilnehmen. Gespielt wird insgesamt auf 142 Spielfeldern. Unter dem Motto „Eine Welt zu Gast bei Freunden“, finden wir auch immer wieder neue Freundschaften. Nicht nur fußballerisch entwickeln sich die Kinder weiter, auch im sozialen Bereich, dem Umgang mit den vielen unterschiedlichen Nationen und die Kommunikation auf Englisch, ist dieses riesige Event eine Bereicherung. Ich werde nie vergessen als mein 9-jähriger Sohn nach seinem zweiten Spiel beim Gothia Cup gegen ein Team aus dem Libanon vom Platz kam und sagte: „Papa, ich habe mein fußballerisches Ziel erreicht, ich habe ein internationales Tor geschossen!“ Seitdem gratuliere ich jedem Kind das ein Tor geschossen hat zu dem internationalen Erfolg.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Organisation eines internationalen Turniers wie dem Gothia Cup?
Christoph: Der Gothia Cup ist eine eigene Firma, die das ganze Jahr über an der Organisation arbeitet und mittlerweile viele Festangestellte hat.
Für uns ist die große Herausforderung jedes Jahr aufs Neue die Teams zusammenzustellen. Gerade nach Corona war es schwierig wieder Spieler zu finden. Das Turnier findet meistens in den Sommerferien statt, so dass viele Familien auch im Urlaub sind. Unser Ziel ist es immer die Mannschaften aus vielen verschiedenen Vereinen zusammen zu stellen, so entwickeln sich auch hier in Deutschland neue Freundschaften. Wir haben auch schon oft mit schwedischen oder anderen Deutschen Vereinen eine Kooperation gemacht und Spieler untereinander getauscht.
Bevor wir weiter über den Gothia Cup reden. Erzähle uns etwas über dich. Was sind deine größten Hobbys?
Christoph: Der Fußball bestimmt schon den größten Teil meiner Freizeit. Ich fahre gerne Fahrrad und bin gerne in der Natur.
Herzlichen Glückwunsch zu deiner Auszeichnung für 20 Jahre ehrenamtliches Engagement! Wie hast du dich gefühlt, als dein Name beim Familientag des Vereins aufgerufen wurde?
Christoph: Ich war total überrascht und habe mich sehr über die Auszeichnung gefreut. Ehrenamtlich tätig zu sein, heißt auch oft Freizeit zu opfern, aber die Erlebnisse mit den Kids und die Anerkennung für die Arbeit geben mir sehr viel zurück. Die Auszeichnung war dann das i-Tüpfelchen.
Kommen wir zurück zum Gothia Cup. Das Feriencamp des Gothia Cups dauert eine Woche. Was würdest du Eltern sagen, um sie davon zu überzeugen, ihren Kindern diese Erfahrung, statt anderer Ferienfreizeiten zu ermöglichen?
Christoph: Jede Ferienfreizeit hat seinen Reiz. Wenn ein Kind Bock auf Fußball hat, ist es beim Gothia Cup genau richtig. Hier wird alles rund um den Fußball geboten. Von den Internationalen Spielen über die Eröffnungsfeier aller Nationen im Ullevie Station von Göteborg vor ca. 50.000 Zuschauern, bis hin zu den Finalspielen, wo dann die wirklichen Kracks spielen, die man evtl. später mal im Fernsehen sieht. So hat zum Beispiel Xabi Alonso als Kind den Gothia Cup gewonnen und danach eine Tolle Internationale Karriere gestartet und ist heute auch ein guter Trainer in der Bundesliga.
Wie fördert der Gothia Cup den interkulturellen Austausch zwischen den Teilnehmern?
Christoph: Im Anschluss an die Eröffnungsfeier kann man landestypische Fanartikel oder kulturelle Kleidung tauschen. Das Ziel aller unserer Spieler ist immer einen bunten Sombrero von den Mexikanern zu ergattern.
Welche unvergesslichen Momente oder Geschichten hast du in all den Jahren beim Gothia Cup erlebt?
Christoph: Das sind in den fast 25 Jahren, in denen wir schon am Gothia Cup teilnehmen sehr viele und würden den Rahmen des Interviews sprengen. Ein unvergessliches Erlebnis für mich habe ich schon oben beschrieben, als mein Sohn ein Tor geschossen hat.
Es ist jedes Jahr etwas Besonderes, das der Fußball so viele Nationen friedlich zusammenbringen kann und alle eine unvergessliche Woche gemeinsam verbringen können, obwohl in einigen Ländern Krieg ist.
Bei so einem außergewöhnlichen Turnier ist sportlicher Erfolg relativ zu sehen. Gab es sportlich etwas zu feiern? Was war der bisher größte Erfolg?
Christoph: Im Jahr 2007 sind wir mit unseren Boys 12 in den A Play-Offs Dritter geworden und haben auf dem Weg ins Halbfinale die Fußballschule von Real Madrid mit 1-0 geschlagen.
Im Halbfinale war leider knapp mit 1-2 gegen den schwedischen Erstligisten IF Elfsborg Schluss. Pokalübergabe für den 3. Platz und Medaillen für jeden Spieler während des Finalspiels der Altersklasse im Ullevi Stadion waren der Lohn für ein tolles Turnier.
Welche Rolle spielen die lokalen Gemeinschaften in Schweden bei der Durchführung des Turniers?
Christoph: Dadurch das wir schon so lange nach Göteborg fahren, haben sich vor Ort viele Freundschaften entwickelt. So können wir jedes Jahr bei unserem Partnerverein Guldhedens IK trainieren. Der Schulleiter an der Grundschule in der wir übernachten begleitet uns schon seit 20 Jahren.
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um den Kindern und Jugendlichen eine optimale Betreuung zu bieten? Verfügt das Betreuerteam über besondere Qualifikationen oder Zertifikate?
Christoph: Alle Trainer und Betreuer haben seit Jahren Erfahrungen in der Betreuung Jugendlicher. Die Trainer haben teilweise Lizenzen im Bereich des Jugendfußballs.
Welche Voraussetzungen müssen Kinder und Jugendliche erfüllen, um teilnehmen zu können? Ist eine Mitgliedschaft beim SV Lippramsdorf erforderlich?
Christoph: Nein, eine Mitgliedschaft beim LSV ist nicht notwendig. Wichtig ist das man einen gültiges Legitimationsdokument hat und einem Verein in Deutschland angeschlossen ist. Wir hatten aber auch schon Gastspieler aus den USA, Dänemark oder Schweden.
Gibt es eine Vorbereitung auf das Turnier, und lernen sich die Teilnehmer im Vorfeld kennen?
Christoph: Wir fangen meistens in den Herbstferien des Vorjahres mit dem ersten Training bzw. einer Infoveranstaltung an und ein zweites Training findet schon traditionell am Totensonntag statt. Danach wollen wir die Teams final melden. Dann treffen wir uns im neuen Jahr zu einem weiteren Training und final 6 Wochen vor dem Turnier zu regelmäßigen Trainingseinheiten.
Gibt es Partnerschaften oder Sponsoren, die die Ferienfreizeit zum Gothia Cup besonders unterstützen?
Christoph: Wir haben seit Jahren einige verbundene Sponsoren, die eng verbunden sind mit den Organisatoren oder den Spielern, die jedes Jahr mit zum Gothia Cup fahren. Als Trikotsponsor unterstützten uns hier aus Lippramsdorf die Firma Mertmann und die Bäckerei Sanders.
Was passiert, wenn alle vom Gothia Cup zurückkehren?
Christoph: Nach dem Turnier ist bekanntlich vor dem Turnier. Dann geht es in die Planung des nächsten Jahres. Vorher jedoch lassen wir es uns nicht nehmen bei einem Nachtreffen Fotos und Videos anzusehen und so die Woche Revue passieren zu lassen.
Was wünschst du dir für den Gothia Cup im nächsten Jahr?
Christoph: Im nächsten Jahr haben wir unser Jubiläum, wir fahren zum 25 Mal zum Gothia Cup. Ziel ist es möglichst vielen Kindern, Mannschaften und Betreuern/Trainern dieses großartige Erlebnis zu ermöglichen. Über die ganzen Jahre konnten wir 860 Spielern und 123 Trainern/ Betreuern dieses einzigartige Erlebnis ermöglichen.